Buch­besprech­ung: Das mehrfarbige Ornament

Die Welt der Ornamente von A. Racinet & A. Dupont-Auberville

Die Welt der Ornamente ist ein dreisprachiger (Englisch, Deutsch, Französisch) Nachdruck zweier Ornamentik-Sammelbände des neunzehnten Jahrhunderts und liegt in verschiedenen Formaten und Größen vor.

2006 brachte der Taschenverlag die beiden Nachdrucke als zweibändige Coffeetable-Edition im Schuber zum Preis von 150,-€ heraus. Diese Ausgabe wird auf dem Antiquitätenmarkt mittlerweile zu einem annähernden Neupreis gehandelt. Von diesem Nachdruck existieren mittlerweile zwei weitere Nachdrucke, einmal im großen gebundenen Hardcover-Format  24,5 x 37,2 cm mit 528 Seiten zum Preis von 50,- € und eine kleinere Hardcover-Ausgabe im Format 14 x 19,5 cm mit 824 Seiten zum Preis von 15,- €.

A. Racinet und A. Dupont-Auberville,
Die Welt der Ornamente,
Taschen, Köln 2006/2018,
Vorwort von David Batterham, Hardcover, 14 x 19,5 cm,
824 Seiten, ISBN 978-3-8365-5625-5
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch,
Preis 15,- €

Dieses Buch liegt mir vor und wiegt 1286 g, viel Gewicht und Papier für dieses kleine Format. Das liegt am genutzten glatten und dichten Kunstdruckpapier, auf dem das Buch gedruckt ist und den nachgedruckten Lithografien viel Brillianz und Farbtiefe gibt.

Die Autoren

Albert Charles Auguste Racinet und A. Dupont-Auberville

Um mit Letzterem anzufangen: Über A. Dupont-Auberville ist wenig zu erfahren. Der französische Bankier wurde 1830 in Alençon geboren und starb 1890. Und laut Bibliothéque nationale de France hieß er Auguste Dupont-Auberville. Im abgedruckten Original-Titelblatt wird er hingegen M. Dupont-Auberville genannt.

On the book

... the sheer profusion, from Moorish arabesques to Neoclassical stripes, is inspiring

Covertext, World of Interiors, London

Laut Einleitung von David Batterham war Dupont-Auberville ein leidenschaftlicher und zugleich systematischer Sammler von Antiquitäten, Porzellan und Textilien. (Gut, dass Marie Kondo zu dieser Zeit noch nicht lebte.) Dupont-Auberville befasste sich hauptsächlich mit Textilien und nutzte für die Zusammenstellung im Werk L'Ornament des Tissues - Recueil historique et pratique von 1877 neben seiner eigenen Sammlung auch Museen, Privatsammlungen und die Darstellung von Textilien in Gemälden als Grundlage für seine fundierte und übergreifende Darstellung und Entwicklung von Textilien.

Salon de Paris

Der Salon de Paris (französisch für Pariser Salon) war eine regelmäßige Kunstausstellung, die von König Ludwig dem XIV. im Jahre 1667 initiiert wurde, um den offiziellen höfischen Kunstgeschmack zu propagieren. Im 19. Jahrhundert war der Salon Mittelpunkt und Bühne des französischen Kunstbetriebes.

Quelle: Wikipedia

Über Albert Charles Auguste Racinet hingegen ist relativ viel bekannt. Er wurde am 20. Juli 1825 in Paris geboren und starb am 29. Oktober 1893 in Montfort-l’Amaury. Der französische Kostümkundler, Illustrator, Maler war Autor mehrerer bis heute immer wieder nachgedruckter kostüm- und ornamentgeschichtlicher Werke, schreibt Wikipedia.

Racinet ging zunächst bei seinem Vater Charles-Auguste Racinet in die Lehre und vollendete seine Ausbildung als Illustrator, Lithograph und Zeichner an der École de Dessin de Paris. Von 1849 bis 1874 nahm er an den jährlichen Ausstellungen Salon de Paris teil, später arbeitete er von 1869 bis 1888 als Autor und künstlerischen Leiter für den berühmtem Verlag Firmin Didot et Cie. Neben seinen Werken Die polychrome Verzierung (100 Farbtafeln aus Gold und Silber, Firmin-Didot, Paris 1869-1873), Archäologische Sammlung des Fürsten Soltykoff (Firmin-Didot, Paris 1878) sind seine beiden Hauptwerke Das historische Kostüm (fünfhundert Tafeln, dreihundert in Farbe, Gold und Silber, zweihundert einfarbig. 6 Bände. Firmin-Didot, Paris 1888) und Das vielfarbige Ornament(120 Tafeln in Gold und Silber. Historische und praktische Sammlung mit Erläuterungen. Firmin-Didot, Paris 1885-1887).

Firmin-Didot Frères, Fils, et Cie

Firmin-Didot Frères, Fils, et Cie war ein Verlags- und Druckunternehmen in Paris. Es hatte seinen Sitz unter anderem in der Rue Jacob im 6. Arrondissement im Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Prés. Der Verlag gehörte einer Dynastie von Druckern, Verlegern, Stechern und Schriftsetzern, von denen der berühmteste Firmin Didot (1764-1836) war, der 1789 das Geschäft seines Vaters übernahm. Er führte das Geschäft zusammen mit seinem Bruder Pierre Didot (1760-1853). Später führte der älteste Sohn von Firmin Didot, Ambroise Firmin Didot (1790-1876), mit seinem jüngeren Bruder Hyacinthe Firmin Didot (1794-1880) das Didot-Haus. Bekannt wurde die Firma Firmin-Didot durch ihre illustrierten Ausgaben der Klassiker sowie durch die Veröffentlichung kostengünstiger Ausgaben wissenschaftlicher Texte. Erstere wurden von einigen der angesehensten Künstler des Tages illustriert und boten einem breiten Publikum Zugang zu dieser Kunst. Tatsächlich sollten die großen, großformatigen Bücher mit breitem Rand und elegantem Typ und üppigen Illustrationen selbst als Kunstobjekte bewundert werden.

Quelle: Dumbarton Oaks

Das letztere Werk hieß im Original L'Ornament polychrome - Cent Planches en Couleurs QR et Argent contenant environ 2,000 motifs des tous les styles", Librairie de Firmin Didot Fréres, Fils et Cie, Rue Jacob No 56.

Buch­besprech­ung: Das mehrfarbige Ornament - Quelle: Library of Wroctaw University of Science and Technology
Quelle: Library of Wroctaw University of Science and Technology
1286 Gramm

Farbtafeln und persönliche Anmerkungen

Mit Sicherheit ist die zweibändige Ausgabe von "Die Welt der Ornamente" prächtiger und in seiner Größe schöner anzuschauen. Dafür eignet sich meiner Meinung nach die kompakte kleine Hardcover-Ausgabe besser als Nachschlagewerk und Handbuch. Muss man doch nicht immer ein paar Kilogramm aus dem Regal zerren.

Das Buch ist in 28 Kapitel aufgeteilt:

  • Einleitung
  • Kunst der Naturvölker
  • Ägyptische Kunst
  • Assyrische Kunst
  • Griechische Kunst
  • Etruskische Kunst
  • Griechisch-römische Kunst
  • Spätantike
  • Chinesische Kunst
  • Japanische Kunst
  • Indische Kunst
  • Indo-persische Kunst
  • Persische Kunst
  • Arabische Kunst
  • Maurische Kunst
  • Osmanische Kunst
  • Keltische Kunst
  • Byzantinische Kunst
  • Russische Kunst
  • Armenische Kunst
  • 1.-8. Jahrhundert
  • Mittelalter
  • Renaissance
  • 16. Jahrhundert
  • 16.-18. Jahrhundert
  • 17. Jahrhundert
  • 18. Jahrhundert
  • 19. Jahrhundert

Jedes Kapitel enthält eine oder mehrere Farbtafeln, die meist nicht nur ein oder zwei Ornamente, Fliesen, Stoffe oder Wandverkleidungen zeigen, sondern mehrere in Form einer Collage. Zu jeder Farbtafel gibt es eine nummerierte Legende und einen ausführlichen dreisprachigen beschreibenden Text, der vertiefend auf Details in den Farbtafeln eingeht. In diesen Texten gibt es Angaben zur Ausführungstechnik der gezeigten Dekors und ihren ausführenden Künstlern und deren Provinienz.

Tipp

Das Original einer deutschen Ausgabe von Das polychrome Ornament (Hundert Tafeln in Gold-, Silber- und Farben-Druck. Etwa 2000 Motive aller Stilarten enthaltend antike und orientalische Kunst, Mittelalter, Renaissance, XVII und XVIII Jahrhundert, Verlag von Paul Neff, Stuttgart, 1875, gedruckt bei Emil Müller, Stuttgart) kann man sich auf der Website der Breslauer Library of Wroc?aw University of Science and Technology anschauen. Die angegebene Lizenz lautet Public Domain, somit steht einer Verwendung, Weiterverarbeitung oder Nutzung der dort eingescannten Ausgabe in meinen Augen nichts im Wege. 

tl, dr;

Wer sich für Ornamentik und verzierende, ausschmückende und sich wiederholende Muster interessiert kommt um Die Welt der Ornamente beziehungsweise L'Ornament polychromenicht herum und ich finde es zum Preis von nur 15,- € eine sehr lohnenswerte Anschaffung für Kunstinteressierte, Illustratoren und Künstler.

Kommentare (1)

  1. Clown23 05. Juni 2019

    Danke für die tolle Buchbesprechung. Vor allem, dass es in jedem Kapitel eine Übersicht mit Stoff, Wandverkleidung, Ornamenten usw. gibt, hat mich überzeugt.


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